Pferdepraxis Fulda

Wie erkenne ich Zahnprobleme bei meinem Pferd ?

Allgemeinzustand schlecht

  • Abmagern (trotz reichlicher Futteraufnahme)
  • stumpfes Fell
  • schlechte Kondition

Untrittigkeit

  • Pferd läßt sich schlecht auftrensen
  • wehrt sich gegen das Gebiss (Mauligkeit, Festbeißen und Kopfschlagen)
  • läßt sich zu einer Seite schlecht stellen

Futteraufnahme verändert

  • Langsames und schlechtes Fressen
  • abnorme Kaubewegungen (keine mahlenden Seitwärtsbewegungen)
  • Futter fällt raus beim Kauen
  • Wickel kauen
  • Schmatzen
  • übermäßiges Speicheln

Andere Symptome

  • Ungenügend zerkleinerte Partikel im Kot
  • Verstopfungskoliken
  • wiederholt Schlundverstopfung
  • Mundgeruch
  • Headshaking (Kopfschütteln)
  • Pferd frißt lieber Heu und Weichfutter als Hafer und Pellets
  • frustriertes Kopfschlagen beim Fressen

Häufige Probleme, die im Pferdegebiss auftreten

Knochenauftreibungen

Auf eine gleichmäßige Entwicklung der Zähne ist besonders im Zahnwechsel zu achten, der sich im Alter von 2 ½ bis 4 ½ Jahren vollzieht. Häufig kommt es vor, dass Milchkappen sich während des Zahnwechsels verklemmen, weil sie sich z.B. noch nicht genug abgerieben haben. Der darunter wachsende permanente Zahn kann somit nicht durchbrechen und übt starken Druck auf den Kieferknochen aus. Hierdurch entstehen im Unterkiefer Knochenauftreibungen, die in Form von Beulen ("Knästen") von außen sichtbar werden, im Oberkiefer wachsen die permanenten Zähne im Falle einer Blockade in Richtung oberer Atemwege und können hier die Atmung um bis zu 30% beeinträchtigen.

In dieser Phase entstehen auch schon häufige Fehlstellungen wie Treppen- und Wellengebisse, die sich unbehandelt im Alter immer weiter steigern.
Durch regelmäßige Kontrollen während des Zahnwechsels und gegebenenfalls durch eine rechtzeitige Behandlung sichert man eine gleichmäßige Entwicklung des Pferdegebisses und verhindert schwerwiegende Probleme.

Wolfszähne

Wolfszähne sind im Grunde nichts weiter als die ersten Backenzähne (P1), die sich im Laufe der Evolution zurückgebildet haben. Treten sie heute jedoch bei einem Pferd auf (zwischen 6 und 18 Monaten), so wirken sie oftmals störend, da sie sich genau da befinden, wo auch das Gebissstück der Trense liegt. Beim Reiten stößt daher das Gebissstück permanent gegen den Wolfszahn. Für das Pferd ist dies sehr unangenehm und kann sich durch verschiedenartigen Unwillen des Pferdes äußern. (Kopfschlagen,....) Wolfszähne sind meistens sehr klein und daher leicht zu entfernen.

Fehlende Zähne

Ein fehlender Zahn führt ebenfalls dazu, dass der gegenüberliegende zu lang wird, weil ihm der Gegenrieb fehlt. Auch in diesem Fall wird der Zahn also schließlich so lang, dass er das Verschieben des Kiefers nach vorne und hinten behindert und später das gegenüberliegende Zahnfleisch verletzt. In diesem Fall ist es also unbedingt notwendig, den zu lang werdenden Zahn in dem Maße zu kürzen, dass er jegliche Kieferbewegung, die ja auch beim Reiten unerlässlich ist, zulässt.

Zu lange Schneidezähne

Auch zu lange Schneidezähne sind eine Folge der heutigen Pferdehaltung, da die Pferde kaum noch Futter erhalten, das sie abbeißen müssen. Ein Zu-lang-werden der Schneidezähne hat zur Folge, dass die Backenzähne nicht mehr in dem Maße aufeinander treffen, wie sie es zu einer optimalen Abnutzung müssten. In diesem Fall ist ein Abschleifen der Schneidezähne erforderlich.

Über- bzw. Unterbiss

Eine weitere, allerdings angeborene Fehlstellung ist der Über- bzw. Unterbiss. Hier ist der Ober- bzw. Unterkiefer länger als der gegenüberliegende Kiefer. Somit ist auch die Zahnleiste verschoben, was zur Folge hat, dass die am Ende liegenden Zähne keinen Abrieb mehr haben und immer länger werden (Rampen). Diese Rampen schränken die Beweglichkeit des Kiefers stark ein und beeinträchtigen die Mahlbewegung erheblich. Unbehandelt werden sie schließlich so lang, dass sie sich ins Zahnfleisch des gegenüberliegenden Kiefers bohren und hier schmerzende Verletzungen hervorrufen.

Scharfe Kanten

Scharfe Kanten entstehen vor allem durch die heutige Pferdefütterung, die auf der Domestizierung des Pferdes beruht. Gefüttert wird weitestgehend zu viel weiches Futter (Kraftfutter) und damit zusammenhängend zu selten am Tag. Pferdezähne sind jedoch dazu angelegt, möglichst den ganzen Tag über hartfaseriges Futter zu zermahlen. Nur so erhalten sie genug Abrieb, um ihr Nachschieben auszugleichen. Beim Mahlen von Kraftfutter schränken die Pferde ihre Mahlbewegung auf ein Minimum ein, um das Herausfallen der Körner zu vermeiden. Somit wird die Kaufläche nicht in ihrer gesamten Breite abgenutzt, und es entstehen sog. "Haken" oben außen und unten innen. Um Verletzungen an Backenschleimhaut und Zunge auszuweichen, schränkt das Pferd seine Mahlbewegungen weiter ein.... Um diesen Teufelskreis der Pferde zu durchbrechen, müssen die schmerzverursachenden Haken unbedingt abgeschliffen werden.

Ablauf der Zahnbehandlung

  • Nach einer Voruntersuchung Ihres Pferdes bekommt es eine leichte Sedation. Diese ist nötig, um den Patienten möglichst wenig zu stressen und um gute und exakte Arbeit leisten zu können.
  • Ist Ihr Pferd dann im Untersuchungsstand, folgt eine genaue Untersuchung der Maulhöhle, bei der alle Befunde erhoben und später auch dokumentiert werden.
  • Die sich anschließende Behandlung wird dann mit dem Besitzer besprochen und normalerweise sofort durchgeführt.
  • Ziel der Behandlung ist es, durch maschinelle Beschleifung der Zähne wieder eine Balance des Pferdegebisses und des Kiefergelenkes zu erhalten. Hierfür werden speziell angefertigte elektrische Zahnraspeln verwendet, mit welchen man genau und präzise arbeiten kann.
  • Bei einigen Befunden kann die vollständige Balance erst nach mehreren Behandlungsschritten erreicht werden. Der zeitliche Abstand der Folgetermine wird dann mit dem Besitzer besprochen.